Zahlen und Fakten
Tabakrauch enthält über 500 schädliche Chemikalien, 83 davon sind krebserregend1. Von den etwa 9000 weiteren Chemikalien im Tabakrauch ist nicht auszuschliessen, dass einige davon schädlich oder krebserregend sein könnten. Weltweit sterben laut WHO jährlich bis zu 1,3 Millionen Menschen wegen Passivrauch2.
Rauch aus zweiter Hand
Nur etwa 15 % des Zigarettenrauchs sind Hauptstromrauch, der beim Rauchen ein- und wieder ausgeatmet wird.
Der Hauptanteil von 85 % ist Nebenstromrauch, der in die Umgebung entweicht, so lange die Zigarette glimmt. Frischer Nebenstromrauch ist etwa viermal giftiger als Hauptstromrauch, bezogen auf die Menge der enthaltenen Partikel3. Sobald sie in der Luft sind, beginnen sich die giftigen Teilchen chemisch umzuwandeln, so dass abgestandener Rauch nach einer halben Stunde nochmals drei- bis viermal giftiger ist als frischer Rauch4.
Rauch aus dritter Hand
Passivrauch in Innenräumen ist noch viele Stunden und sogar Tage schädlich, nachdem die Zigaretten, aus denen er stammt, längst verglommen sind. Dieser Rauch aus dritter Hand (third hand smoke) stammt von Möbeln, Teppichen, Vorhängen, Bodenbelägen und Wänden, an denen sich Rauchteilchen anlagern und ihre schädlichen Chemikalien dauernd an die Luft abgeben. Auch tägliches Lüften hilft dagegen nicht. Noch mehr als hundert Tage, nachdem die letzte Zigarette verglommen ist, lassen sie sich nachweisen. Wird in dem Raum täglich geraucht, übersteigt die Menge des Rauchs aus dritter Hand jene Menge, die direkt von den Zigaretten abgegeben wird.5 Messungen in einem deutschen Kino haben ergeben, dass Ausdünstungen aus den Kleidern von Besuchern, die vorher geraucht hatten, dem Passivrauch aus einer bis zehn gerauchten Zigaretten entsprachen7.
Schadstoffe im Passivrauch
Passivrauch enthält unter anderem die folgenden krebserregenden Chemikalien: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (am bekanntesten: Benzpyren), Nitrosamine, aromatische Amine (z.B. Naphthylamin, Toluidin, Aminobiphenyl), Aldehyde (Acetaldehyd und Formaldehyd), Acrylnitril, Benzol, Catechol, Isopren, Butadien und Hydrazon. Er enthält auch die Schwermetalle Kadmium, Chrom, Blei, Nickel und das radioaktive Polonium-210.6
Todesfälle durch Passivrauchen
In der Schweiz war laut dem Statistikportal Statista im Jahr 2019 ein Prozent aller Todesfälle auf das Passivrauchen zurückzuführen, d.h. etwa 300. Weltweit sind es durchschnittlich 2,3 Prozent. Spitzenreiter ist China mit 3,9 Prozent.
Für die Schweiz kommt das Bundesamt für Gesundheit BAG zu ähnlichen Zahlen. Laut BAG starben 2002 in der Schweiz rund 1000 Personen an den Folgen des Passivrauchens. Seither ist die Belastung durch Passivrauch um etwa zwei Drittel zurückgegangen. Die Todesfälle durch Passivrauch dürften um eine ähnliche Grössenordnung zurückgegangen sein, das heisst auf jährlich noch rund 300 Fälle.
In der Schweiz jährlich 600 Menschenleben gerettet – auch dank pro aere
Seit 2010 rettet das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen also schätzungsweise über 600 Menschen pro Jahr, die nicht mehr vorzeitig an den Folgen des Passivrauchens sterben müssen. Das Bundesgesetz ist massgeblich durch die Initiative von pro aere zustande gekommen.
Quellen
- Li Y, Hecht S: Carcinogenic components of tobacco and tobacco smoke: A 2022 update. Food and Chemical Toxicology 2022;165,7
- WHO
- Schick S, Glantz S: Tob. Control 2005;14,6:396-404
- Schick S, Glantz S: Tob. Control 2006;15,6:424-429
- Whitlach A, Schick S: Thirdhand Smoke at Philipp Morris. Nicotine Tob Res 2019;21,12
- The Health Consequences of Involuntary Exposure to Tobacco Smoke: A Report of the Surgeon General. Atlanta 2006
- Sheu R, Stönner C, Ditto JC (…): Human transport of thirdhand tobacco smoke: A prominent source of hazardous air pollutants into indoor nonsmoking environments. Science Advances 2020, 6 (10)